münchen.
Es geht los. Und ich frage mich, wo die fast zwei Monate geblieben sind, als ich Michael die Zusage schickte, dass wir seine Crew sein werden. Sie ist wahrlich verflogen, während in anderen Momenten die Zeit plötzlich still stand. Aber nun ist es soweit und die verrückte Reise startet in München. Von dort aus gehts mit Finnair nach Finnland – Helsinki.
Aber es geht schon etwas früher los, mit dem Trip. Denn etwa 36 Stunden vor Abflug können die Boardingpässe generiert werden. Das beruhigt mich immer sehr, daher bin ich dann auch etwa genau 36 Stunden vorher wohl die erste, die diese Möglichkeit in Anspruch nimmt. Alle Flüge konnten eingecheckt werden, bis auf der dritte. Der Flug von Singapur bis Nadi, der funktioniert nicht im online Check-In und das wiederrum beunruhigt mich ein klein wenig, da die Fehlermeldung ein bisschen so aussieht, als fände der Flug nicht statt, oder aber, als wäre er überbucht. Na ja, ich werde warten müssen, bis wir das direkt am Flughafen vor Ort klären können. Somit bat ich darum, am nächsten Tag so zeitig am Flughafen zu sein, dass wir genug Zeit haben werden, das ganz in Ruhe checken zu lassen. Irgendwer wird uns wohl schon helfen können.
Gesagt getan. Nach einer recht kurzen Nacht werden wir zu Terminal 1 des Flughafens gefahren. Danke Feli fürs Bringen. Haddi². Wir sind überpünktlich am Check-In bzw. an der Gepäckaufgabe, das sind wir so gar nicht gewohnt von uns, eine neue Erfahrung, aber so durften wir dann auch erstmal feststellen, dass diese erst 2,5 Stunden vor Abflug öffnen wird. So, sit and wait. Dafür sind wir nach zwei finnischen Eishockeyspielern die zweiten in der Reihe und stehen somit quasi ganz vorn. Sonst waren wir immer diejenigen, hinter denen grad der Check-In geschlossen wurde.
Nach fast eineinhalb Stunden warten kommen dann auch die Damen vom Check-In pünktlich zum Start der Gepäckaufnahme und nehmen ihre Plätze ein. Zwei an der Zahl, eine für Economy, eine für Business . Wir sind natürlich schnell an der Reihe nach unseren finnischen Eishockeyspielern und halten nun erstmal schön die Schlange auf und siehe da, auch die fröhlichen Finnen können nach einer gewissen Zeit ganz schön grimmig schauen. Ja, wir stehen sicher eine halbe Stunde (oder länger?) vorne am Schalter und es geht einfach nichts mehr, auch die Lady der Finnair hatte sich die Sache mit dem Boardingpass genau angeschaut und wollte sich nicht zufrieden geben mit der Tatsache, dass es die letzte nicht geben sollte. Sie telefonierte, meinte, sie kenne da einen Trick und muss noch ein bisschen hier klicken und da klicken, dann die kompletten Einreisebestimmungen der Fijis durchlesen und dann wird das schon werden. Wir sind geduldig. Sie ebenfalls. Die vielen, vielen Menschen hinter uns: nicht so.
Frau Karin S. vom Finnair Schalter verdient auf jeden Fall die Auszeichnung für die Mitarbeiterin des Monats. Erstens ist sie super freundlich, zweitens mega hilfsbereit und drittens hat sie unser Problem auch noch gelöst. Wie cool kann was bitte sein? Ich verabschiede sie mit einem Shake-Hands, sie ist happy, wir sind happy.
So, jetzt noch durch die Personenkontrolle, ein bisschen Sprengstoff check, Handgepäck aus und wieder einpacken und weiter gehts.
Mittlerweile haben wir unsere Plätze im Flieger eingenommen. Prompt spricht unser Sitznachbar uns auch sogleich an: „Was war denn da los bei euch am Check-In eben? Boah, ich sage euch, wenn Blicke töten könnten….“
Na ja, so kommt man auch ins Gespräch und wir erfahren ein bisschen was aus seinem Leben, ehe dann jeder so seinen eigenen Gedanken nachgeht.
helsinki.
…hat einen sehr schönen Flughafen. Besonders bei Nacht. Kaum Menschen, aber dafür auch kaum etwas zu erzählen. Wir haben eine sehr kurze Wartezeit, sitzen am Gate und relaxen eine Runde, ehe der nächste Flug mit 13 h startet. Wir sehen die Piloten ankommen und schon beginnt das Boarding mit netten Stewards und Stewardessen. Die Maschine ist tiptop gepflegt, geräumig (wie Economy eben sein kann). Wir sind positiv überrascht. Vor allem aber bin ich sehr begeistert von den Kameras die uns den Blick aufs und unters Flugzeug gewähren (ja, auch während des Starts, während des Flugs und während der Landung. Abgefahren, sieht dann so aus:
singapur.
…hat auch einen schönen Flughafen. Viel sehen wir allerdings auch hier nicht. Denn auch hier ist die Aufenthaltszeit wieder sehr moderat, es ist mitten in der Nacht, kaum Menschen unterwegs und die etwa zwei Stunden der Wartezeit nutzen wir, um zu tun, was man eben so tut nach 13 Stunden Flug und vor allem um zum Gate zu kommen, dieses ist einen Fußmarsch weit entfernt, am Ende des Gebäudekomplexes. Und dann liegen auch schon die nächsten 10 Stunden Flug vor uns. Ich glaube, weiter weg als mögliches Reiseziel ist nur der Mond entfernt. Wir fliegen wahrlich ans andere Ende der Welt. Oder an den Anfang?
Wer sagt eigentlich, wo genau der Nabel der Welt so liegt? Ich bin ja mal gespannt.
nadi.
Nach einem weiteren sehr ruhigen und entspannten Flug kommen wir etwas zusammengefaltet in Nadi an. Yeah… Über 30 Stunden Reisezeit später, bei fast 30 Grad Lufttemperatur und Südseefeeling habe ich nun weder eine Ahnung, welcher Tag genau ist, noch wieviel Uhr es wo sind und zwischendurch weiß ich auch nicht mehr so recht, wer ich bin. Was für ein Trip! Jetzt nur noch zur Einwanderung und dann bitte ab aufs Schiff.
immigrant. immigrant. punk.
Ja…und da stehen wir nun am Einwanderungsschalter in Nadi und schauen einer fröhlichen Fidschianerin ins Gesicht, die uns fragt, ob wir einen Nachweis dafür haben, dass wir auf ein Segelschiff gehen und berechtigt sind, für ein one way Ticket. Nein, haben wir nicht. Wir haben ein one way Ticket und kein Ticket zurück. Auch nicht aus Neuseeland, denn wir wissen ja nicht, wann genau wir die Rückreise antreten werden. Einen Nachweis von Michael haben wir auch nicht, nur die Adresse. Aber all das half in diesem Moment nichts. Wir hatten nichts vorzuweisen und somit wurden wir von der freundlichen Lady erstmal in ein Hinterzimmer gesetzt, in dem wir auf einen Mitarbeiter der Behörde warten durften.
no. paper? really? really.
Dieser ebenfalls sehr freundliche Mitarbeiter fragte uns dann im weiteren Verlauf des Gesprächs ungefähr fünf Mal, ob wir denn wirklich kein Papier hätten und was genau noch mal unser Plan sei. Diesen erläuterten wir ihm gerne immer und immer wieder, gaben ihm Adresse und Name des Schiffs und Eigners und dann verschwand auch schon wieder samt unserer Pässe erneut. Okay, wir machten uns auf eine längere Wartezeit gefasst und leider war es uns auch nicht möglich, Michael zu kontaktieren, denn aus irgendeinem Grund funktionierte das Flughafen W-LAN nicht.
Na ja, irgendwann kam er dann wieder, setzte sich uns gegenüber, strahlte freundlich, fragte noch mal ob wir wirklich kein Papier hätten ehe er dann unsere Pässe stempelte und nach etwa einer halben Stunde gehen ließ. Und zwar samt eines Touristenvisums für ganze vier Monate, trotz des one way Tickets und auch trotz der Ahnungslosigkeit über den weiteren Verlauf.
„Enjoy your stay and a good Trip for you!“
Wahrscheinlich haben sie zumindest feststellen können, das alle Angaben korrekt waren und so komme ich zu einem kleinen P.S. denn die Anreise ist an dieser Stelle erledigt, also:
P.S. Am nächsten Tag kam dann eine Lady der Migrationsbehörde zu uns in den Hafen und hat uns entsprechend der Crewliste aufgenommen. So einfach geht’s. Und jetzt gehts dann bald auch los – segeln. Dauert noch etwa einen Tag, denn erstmal durfte Verpflegung besorgt und gebunkert werden und morgen stehen dann die letzten Vorbereitung für die erste Seezeit an, die Freitag starten wird…