nachtwache. seetag V

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Nur um es einordnen zu können: zappenzappenduster. Keine Sterne. Leichter Nieselregen. Und special effects.
00:28 Uhr Die Wachablösung hat erfolgreich stattgefunden. Wir segeln. Mit teilweise 7,8 Knoten und mit Kurs 205 Grad. Der Wind meint es mit aktuell um die 10 Knoten recht gut mit uns. Larabeck arbeitet sich kontinuierlich durch die Wellen. * Apropos Wellen. Mittlerweile ist es wirklich zum Hochleistungssport geworden, sich auf, vielmehr aber unter Deck zu bewegen. Alles, wirklich alles, bedarf einer enormen Konzentration. Festhalten, festhalten und fest halten. In der Pantry (Küche) arbeite ich mittlerweile in Slow-Motion und sehr reduziert. Heißt, im Moment gibt es (nur) einmal am Tag eine warme Mahlzeit. Wir genießen es, alle zusammen zu essen und das schaffen wir zwischen den Wach- und wachfreien Zeiten auch irgendwie. Zumindest mittags, meistens auch abends. Aber jegliche Bewegung braucht so seine Zeit. Und der Weg von A nach B unter Deck birgt so seine Risiken, sollte bedacht gewählt sein und vorsichtig durchgeführt. Im Zweifelsfall stehen bleiben, im Notfall fallen lassen. Ich denke wenn wir unser Ziel Neuseeland erreicht haben, können wir jeden blaue Flecken Contest gewinnen. Außerdem werden die Organe ganz schön umher geschleudert innen drin. Manch einer würde das Massage nennen, vermutlich ist es auch so was wie das beste Osteopathieprogramm, ich nenne es einfach mal ein äußerst neuartiges Gefühl in Dauerschleife. * Beim Schlafen ist es hilfreich sich irgendwie anzusperren. Sonst wird das mit dem Schlaf auch nicht wirklich was. Je komfortabler man sich fixiert hat, desto besser. — 01:47 Uhr. Erzähle euch etwas von den special. effects. Leuchtendes Plankton. Ich denke es ist das, wovon ich euch zu Beginn schon mal geschrieben hatte, nur in einer gänzlich anderen Dimension. * Während Larabeck durchs Wasser gleitet, brechen am Bug die Wellen. Das wiederum führt dazu, dass weißer Schaum entlang des Schiffes fließt. Kennt ihr sicher, wie das aussieht. * In der Nacht und sei sie noch so dunkel, zeichnet sich der weiße Schaum deutlich von dem sonst tiefdunklen Wasser ab. Dies einfach mal zur Beschreibung der Bildgrundlage. In diesem fließenden, schäumenden Strang funkeln tausende Lichter, was ihn noch heller wirken lässt. Manche Teilchen leuchten richtig hell, andere nur kurz, blitzend, funkelnd. Sie tanzen in den Wellen und lassen die Szene vollkommen unwirklich wirken. Es sieht so aus, als würden wir durch die Milchstraße gleiten, quer durch die Galaxie. Das mag jetzt vielleicht echt ein bisschen kitschig klingen, aber ohne Witz,… ist es auch. Ich lasse mich nur zu gerne immer mal wieder in diese Szene um uns herum fallen. Vielmehr meinen Blick. — Während ich das Segelerlebnis heute fast die ganze Nacht aufrecht erhalten konnte, muss ich nun um 03:30 Uhr verkünden, dass ich soeben den Motor angeschaltet habe. Nachdem ich nun eine Stunde hart daran gearbeitet habe, dass wir weiter segeln können, Segel justierte und den Kurs anpasste, um noch irgendwie zwischen 1.5 und 2.5 Knoten zu schaffen, stoppte schlussendlich der Wind. Da war nix mehr. Ich wartete ab, doch dann stoppten auch wir. No chance. Bin zwar ziemlich sicher, dass der Wind wieder aufkommen wird, sobald wir durch die dicken Regenwolken hier durch sind, aber diese Zeit darf ich vorerst überbrücken. Ehrlich gesagt bin ich noch nicht so erfahren im Geradeaus-Kurs halten, ohne Wind, und auf extra Runden kann ich -vor allem nachts- gut verzichten. Da fehlt mir schlichtweg noch die Routine. Also kam gerade, als sich mit Anbruch der letzten Stunde wieder die Müdigkeit breit machen wollte, Arbeit auf mich zu, denn dann hieß es Genua einbringen, Großsegel dicht holen, ‚Motorlaterne‘ einschalten, damit auch wirklich für alle deutlich erkennbar ist (wenn da jemand wäre oder ist), dass wir nicht mehr nur noch segeln,  und dann den Motor starten. Oh man, das tut mir leid – nicht nur für mich, auch für meine Crew. Was ein Lärm… — 03:45 Uhr. Starte mal in die Weckrunde. Jasmin ist nun dran, es kommt wieder ein bisschen mehr Wind auf. Vielleicht geht ja gleich wieder was. Ihr wisst ja:
keep. on. sailing.
04:32 Uhr. Ab auf Koje. Gute Ruh!

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