nightsailing. daydreaming.
Hey there, I‘m back. Ihr seid live mit mir an Oberdeck. Wir sitzen im Cockpit.
[00:46 Uhr und…. nachthell. Was ist nachthell? Na, ihr wisst schon. Es ist hell mit einem Filter davor. So oder so ähnlich.
Der Mond, der mittlerweile mehr als halb voll ist, erleuchtet die Umgebung so stark, dass ich sogar Fotos machen konnte, um euch die Nacht auf See zu zeigen. Nicht so gut, auf Grund des Wellengangs, aber immerhin.
Es ist ähnlich wie die mondklaren Nächte an Land in denen man ebenfalls kein Licht benötigt um etwas sehen zu können, nur mit dem Unterschied, dass sich der Schein des Mondes in der Wasseroberfläche spiegelt, es reflektiert und so alles noch heller wirkt. Es ist echt hell.
Eine wolkenlose, sternklare Nacht, und wir segeln Richtung Auckland. Der Wind ist mit 10,5 Knoten dabei, wir mit 5,8 Knoten.
Sehr zufriedenstellend. Da wir relativ küstennah unterwegs sind ist etwas mehr Aufmerksamkeit erforderlich, als auf dem offenen Ozean. Zum einen sind hier Fischfanggebiete, zum anderen kann schon mal ein anderes Boot vorbeikommen. Prompt zur Wachübergabe geschah dies auch. In etwa 6 Seemeilen Entfernung zeigte sich eins auf dem Radar. Glücklicherweise queren sich unsere Wege nicht – das andere Boot fährt hinter uns durch. Alles in angemessenem Sicherheitsabstand. So kann’s bleiben, so darf‘s weitergehen. Ich nehme euch ein Stück mit und erzähle euch auch noch ein bisschen was von den Tagen an Land.]
Instrument im Cockpit.
Hier können wir sehen, ob sich Schiffe im Umkreis befinden. Eins nimmt Kurs auf uns, wird im späteren Verlauf jedoch (weit) hinter uns queren. Zum Glück.
first. days. at. land.
Ehrlich, ich war noch nicht ganz so weit. Mittwochabend ankommen, Donnerstag einchecken und einige Dinge an Bord erledigen und Freitag schon stand der erste längere Landgang an. Das ging doch alles zu schnell. Egal, ich ließ mich gerne mitreißen zu unserem Crew-Walk. Der Plan: Eine kleine Wanderung nach Paihia, Dinner, und mit dem Taxi zurück. Klang machbar für mich. Also los. Schon nach dem ersten halben Kilometer hatte ich das Gefühl eine Reise auf Wegen irgendwo zwischen Südfrankreich, Norditalien, dem Tessin und Schweizer- sowie Allgäuer Berg- und Wiesenwegen zu erwandern. Es war von allem etwas dabei, und von dem noch mehr. Denn plötzlich stach eine Kokosnuss-, Monstera- oder auch Drachenpalme hervor, was die Szenerie etwas unwirklich wirken ließ und dann auch noch der Ozean. Ich stehe also da, mitten auf einem Wiesenweg mit den gleichen Pflanzen wie bei uns und schaue auf den Südazifik. Ich wusste es. Es gibt das Paradiesland und hier ist es. Und dieses Gefühl kam bereits auf, da war es noch gar nicht richtig losgegangen. Aber es scheint mir, als wäre alles vereint an einem Platz. Irgendwann kommen wir auf den Küstenwanderweg, den nehmen wir. Barfuß geht‘s Meile für Meile in Richtung Paihia.
[01:40 Uhr. Die Zeit rast. Es gibt aber auch gut was zu tun. Zum einen beobachten, zum anderen die Funkmeldungen verfolgen. Wenn der Funk geht bin ich nach wie vor etwas aufgeregt. Erstens versteht man manchmal nur die Hälfte (wenn überhaupt) und zweitens habe ich Sorge eine direkte Ansage zu verpassen. Heißt, sollte die Küstenwache z.B. aus welchem Grund auch immer uns direkt ansprechen wollen, oder müssen, so wäre es äußerst förderlich, wenn man es auch mitbekommt. Oh, da fällt mir ein, heute hatten wir sogar einen Seenotrettungsfunk in der Leitung. Drei Personen nach Durchkenterung im Wasser. Mies. Und super, wie das über Funk ablief. Nur leider hat man nicht mitbekommen ob sie gerettet wurden. 100 Meter von der Küste entfernt, habe ich aber große Hoffnung das.]
continued.
Zurück nach Paihia. Dort angekommen wurden wir von einer jubelnden Menge empfangen. Die Straßen waren voll, über all Getose und Geklatsche. Na gut, das war etwas übertrieben, aber ok.
Ziemlich schnell stellten wir jedoch fest, dass sie den Weihnachtsmann bejubeln, nicht uns.
Der fährt gerade mit seinem Schlitten durch die Stadt. And here we are. Mitten im diesjährigen Weihnachtsumzug. Und ich hatte schon fast vergessen, dass bald Weihnachten ist. Hier barfuß im frühsommerlich anmutenden Neuseeland.
Zwei Stunden ‚Wanderung‘ liegen hinter uns. Wir entscheiden uns für ein Dinner in einem Lokal direkt am Wasser. Die müden Seebeine dürfen sich etwas von den Landstrapazen erholen. Danach gibts dann noch einen Spaziergang durch die Gemeinde, wieder laufen,… puh, und einen Abstecher in die schlechten Gewohnheiten. Ein Lokal-Bar-Metzgerei-Spirituosenladen-Musikschuppen namens Bad Habits. Fast alles was man so an schlechten Gewohnheiten haben kann, vereint an einem Ort. Cool. Da wir gegessen hatten, ließen wir die Steaks außen vor, entschieden uns jedoch für einen Drink. Was soll ich sagen? Sie wissen, wie sie einen davon überzeugen, schlechten Angewohnheiten auch weiterhin Raum zu geben. Bei diesen super Gin-Cocktails. Gin-gle bells, gin-gle bells, gin-gle all the time!
Nach einem Drink und sehr guter Livemusik ist es spät geworden. Das Lokal schließt, wir suchen ein Taxi. Erhalten die Call-A-Ride Nummer, die jedoch nur auf der Mailbox landet. Trampend gehen wir der Straße entlang. Alle fünf Minuten ein Auto – und das in die entgegengesetzte Richtung – so ungefähr. Wir laufen ein Stück. Fragen dann eine Gruppe junger Leute, ob sie eine andere Nummer hätten, doch landeten wieder auf der gleichen Mailbox. Weird. Etwas witzelnd sagten wir „hey, könnt ihr uns nicht fahren?“ Die vier schauten einander an. Einer der Jungs sprang vom Pick Up auf. „Oh yes, I can do it. But… It‘s gonna be fast… it’s gonna be fast.“ Das Auto einmal kurz auf links gedreht, Platz gemacht und schon ging’s los.
Er hat nicht zu viel versprochen. Kaum eingestiegen wurden wir in den Sitz gedrückt. Schnell anschnallen, es wird schnell gefahren. Von der Rückbank aus sehe ich, dass die Tachonadel nicht funktioniert, das erklärt die Geschwindigkeit. Kurve links, Kurve rechts, dem Universum gut zureden und festhalten (kennen wir ja vom Schiff *hold fast*) und gefühlt keine fünf Minuten später sind wir wieder zurück im Hafen, er hat uns sicher hingebracht, der junge, wilde Typ, mit seinen großen Träumen, von denen er uns in der kurzen Zeit erzählte. Ein Haus, mit seiner Freundin Isabelle, von der auch ein Tattoo erzählt, hinter seinem linken Ohr. Er möchte auf Reise gehen, und einen Ort haben, an den er dann zurückkommt. Seine Mutter ist an Krebs gestorben, danach kam er dann von Australien nach Neuseeland. Er ist glücklich. Alles hat so sollen sein.
workdays.
Samstag heißt es dann einige Arbeiten zu erledigen die noch liegen geblieben sind oder auf sich warteten. Michael hatte an der Elektronik zu tun, um den Neuseeland E-Check zu erhalten, der sich für den Nachmittag angekündigt hatte, und wir kümmerten uns um die Wäsche sowie um einige viele Dinge am PC die es zu erledigen und klären gab, die während der Offshore Zeit liegen blieben. Unter anderem auch die Rückflüge sowie die passende Unterkunft für die Tage vor der Abreise buchen. Alles in allem nahm seine Zeit in Anspruch und so verflog der Tag, ehe wir alles geschafft hatten. Die finalen Arbeiten, wie Deck reinigen, Wasser tanken, einkaufen und das Dinghy wieder einsatzbereit machen, sowie mobiles Internet an den Start zu bringen (das auch funktioniert), werden dann morgen erledigt.
[02:27 Uhr. Wir sind etwas schneller geworden. 6,4 Knoten, gleich werden wir an den Hen and Chicken Islands vorbei segeln. Der Name macht mir Freude, seit ich ihn das erste Mal auf der Karte gelesen habe. Schade, dass ich die Inseln nicht wirklich sehen werde. Vielleicht kann ich sie erahnen. Es bleibt uns keine Zeit für einen Stop-Over dort. Beim nächsten Mal dann. Dieses Mal werden wir noch an der Great Barrier Island vor Anker gehen, ehe wir Mittwochnachmittag in Auckland einlaufen werden.]
go. sail.
Endlich, e n d l i c h wieder Segeln. Dachte schon ich müsste mir einen Hafenkoller zulegen. Bei allem Koller, der mich vermutlich bereits eh erreicht hatte, war es aber mega schön, einige von euch gehört oder sogar kurz gesehen zu haben, trotz der Zeitverschiebung. Auch der Ausflug nach Paihia hat sich gelohnt und ich bin froh, über den riesigen Haufen an Wäsche, der erledigt wurde, der sich während der Überfahrt angehäuft hatte.
morgens im hafen. heute heißt es wieder segel setzen. good bye opua!
Nachdem wir die Marina in Opua nach einigen Tagen Land am späten Vormittag dann verlassen haben, entschieden wir, einen Zwischenstopp in der Akeake-Bucht einzulegen, und für eine kleine Erkundungstour auf der Urupukapuka-Insel.
gesagt. getan.
Um 14:30 Uhr konnten wir den Anker ‚werfen‘ und machten auch sogleich los, paddelten an Land. Ich habe von Neuseeland bisher noch nicht viel gesehen, doch das bisschen, was ich bisher kennengelernt habe, ist ja bereits jetzt total überwältigend und auch hier scheint sich der erste Eindruck voll und ganz zu bestätigen. Neuseeland ist der Wahnsinn.
all. in. one.
So wie ich es eben schon geschildert hatte, findet man von allem etwas und unweigerlich fällt man in Vergleiche mit der Schweiz, dem Allgäu, Südfrankreich oder Norditalien. Und ja, obwohl ich selbst dort noch nie war, muss ich auch an Irland und Schottland denken. Und doch sind wir nicht überall dort, sondern hier. In Neuseeland. Wir sind hier mitten im Frühling, die Vögel singen und zwitschern, Bienen fliegen, es ist wunderbar warm, wieder laufen Jasmin & ich barfuß. Der Boden ist weich, grasig und sehr angenehm zu gehen. Dieses barfuß laufen macht echt süchtig… etwas mehr als drei Stunden später erreichen wir nach einer schönen Rundtour, über Wiesen, durch Wälder, entlang Steilküsten, und Sandstränden das Dinghy und setzen über zu Larabeck. So schön es auch war, aber…“endlich wieder an Bord.“
[03:17 Uhr jetzt. Es ist die letzte Stunde angebrochen und ich habe es nicht mal gemerkt. Es gab viel zu gucken, Abstände zu prüfen, Kurs anpassen, Segel fieren, Tee trinken, im Mond versinken, in Gedanken und ins Schreiben. Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in die Landtage geben und euch auch heute wieder ein Stück mit durch die Nacht nehmen.]
more.
Mehr und Meer Bilder gibt es, wenn das Internet wieder sicher steht. Aktuell arbeiten wir Lösungen aus, doch es dauert noch ein bisschen. So lange heißt es Daten sparen und vielleicht gibt es im nächsten Hafen auch wieder eine Lounge, das weckt fast ein bisschen Retro-Gefühle, an die Zeit, als man auf Reise in stickige Internetcafés marschierte oder in Hotellobbys saß.
Das ist lange her. Gefühlt ist unsere Ozeanüberquerung ebenfalls schon lange her, und der Mensch, der ich mal war, ebenfalls. Ein Leben, oder zwei. Es scheint, als gäbe es eine neue Frau in meinem Leben. Mich. Nur anders. Und ab und an kann ich sie schon erkennen. Darüber bald ein bisschen mehr. Irgendwo muss ich heute stoppen, auch wenn es mir schwer fällt, gleich ist Wachwechsel und von Begegnungen an Land, mit dem neuen ich und anderen Menschen, kann ich ja immer noch schreiben.
[03:49 Uhr der Mond geht gleich unter. Kein Schein mehr. Eine große orange Kugel am Horizont. Er verabschiedet sich in den Tag, oder in die Nacht, wie man es nimmt. Jetzt jedenfalls ist es dunkel. Würde sagen, zappenduster und erst in knapp zwei Stunden wird die Sonne aufgehen. Jetzt sind erstmal noch viel mehr Sterne sichtbar, auch die Milchstraße zeigt sich wieder in ihrer Schönheit, über uns das Kreuz des Südens und vor mir…ein paar weiße Blinklichter (kein Teil der heutigen Astronews), diese darf ich Jasmin jetzt in die nächste Wache übergeben. Keine Kennung in der Karte. Keine Ahnung, was das ist. Beobachten und großräumig umfahren. Sternschnuppen 0, Satelitten 0. Blinklichter, die nicht in der Seekarte zu sehen sind: viel zu viel zu viele.]
[04:38 Uhr. Ahoy, there! Ich geh jetzt auf Koje.]
keep. on. sailing.
So schön, deine Texte.
Die Freude in deinen Worten zu spüren.
Ich sehne mich ein bisschen nach Neuseeland. Deine Worte treffen so gut zu.
Drück euch Fest ⛰️❄️
…..endlich wieder weiter dabei sein dürfen; es ist schon so, dass ich es morgendlich vermisse, von Euch zu lesen! Danke Iva 🙂
Danke Geli 😊
yes, keep. on. writing.
Morgen Früh um 03:00 Uhr geht es weiter. Wir setzen die Segel und starten die letzte Etappe nach Auckland.
⛵️💨