time. to. get. nervous.
Langsam wird’s Zeit.
Zeit zu packen. Der Seesack steht parat, aber noch ungepackt. Habe auch keinen blassen Schimmer, was ich alles mitnehmen soll, klar ist, Kochutensilien – meine Messer, meine Pfanne, ein paar Gewürze und so. Aber sonst?
Meinem Seesack ist es egal, er steht einfach still da und wartet auf mich, er ist bereit. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich bin nicht bereit. Und ich bin aufgeregt, so aufgeregt, dass ich mir in einer Tour in die Hose machen könnte. Aber warum eigentlich die ganze Aufregung? Na gut, zum einen sicherlich ein bisschen auf Grund des Hin und Hers, ob Reise ja, oder nein, ob mit mir oder ohne mich, ob ich oder nicht.
Das habe ich aber nun definitiv entschieden. Das steht jetzt fest! Also sammle ich meine Gedanken. Gar nicht so einfach, denn diese sind überall, nur nicht hier bei mir. Versuche sie einzufangen, das gelingt mir so gut, wie den Wind mit den Händen zu greifen, also lasse ich sie noch ein wenig frei und suche gedankenlos die ersten Gepäckstücke zusammen, nicht zu viel, wird ja warm sein, also schon mal den Bikini parat legen – und die Kochschürze, reicht das schon? Vielleicht, also dann suche ich weiter die Antwort auf die Frage, warum die ganze Aufregung?
das. unglück. der. frage. ist. die. antwort.
Es gibt 1000 Gründe für die unterschwellige und vollkommen übertriebene Aufregung. For sure. Der erste ist der lange Flug mit über 30 Stunden, also nicht der Flug an sich geht 30 Stunden, aber die gesamte Reise bis zum Ziel dauert eben solange sie dauert und das werden 30npaar Stunden sein. Mittlerweile aber wieder zwei Flüge (Südamerika und zurück) sowie x andere Konfrontationstherapien später, bin ich etwas lockerer, was das Fliegen an sich angeht, aber trotzdem ist es ‘ne ganz schön weite Reise quasi ans andere Ende der Welt.
Und vorher gibt es noch so viel zu tun, nicht nur Sachen und Gedanken packen, auch die Wohnung herrichten, die eine Freundin für die kommenden Monate übernimmt, oder Organisatorisches was es zu managen gilt, damit während unserer Abwesenheit auch alles einfach weiterlaufen darf und kann. Hinzu kommen noch ein paar Termine und dann wäre ein bisschen Beine hochlegen auch ganz nett. Bein hochlegen aber sonst spätestens während der Flüge (ok, da träume ich dann eher davon, während ich zusammengefaltet in der Economy-Class auf das Flugzeugessen warte!)
Next. Was mir aber wirklich ganz schön Bauchkribbeln bereitet ist diese neue Aufgabe. Diese absolut neue Aufgabe auf einem Segelboot mit 47 Fuß und meinem top. job. als Crew-Köchin. Na gut, ein Teil der Crew wird auch jetzt schon jeden Tag, seit vielen Jahren, von mir mit viel Liebe bekocht, aber nun bekoche ich auch einen Wildfremden jeden Tag und es gibt ja nichts Schlimmeres auf ‘nem Dampfer, wie wenn das Essen nicht gut ankommt. Meuterei und so. Und Geschmäcker sind ja s e h r verschieden und ehrlich gesagt, habe ich auch noch keinen blassen Schimmer, was wir an Proviant erwerben können vor Ort, auf der Insel. Wir werden also sehen was gebunkert wird und was ich daraus mache und ich werde sicher mal darüber berichten. Im schlimmsten Fall kielgeholt und an den Mast gebunden. Im besten Fall anders.
Und dann haben wir gemeinsam, alle drei Zusammen, ja noch die Aufgabe, das Schiff schlussendlich von A nach B zu bringen. Das wird voraussichtlich ab November erfolgen, denn bis spätestens 1.12. müssen wir am geplanten Ziel angekommen sein. Die Überfahrt wird etwa 12 Tage in Anspruch nehmen. Kommt aber ein bisschen auf die Crew und nicht zuletzt auf den Wind an.
and. that’s. it.
Dieser Aufgabe fühle ich mich zum jetzigen Zeitpunkt nämlich definitiv noch überhaupt nicht gewachsen. Aber wir haben ja einen Monat ‚Sailtraining‘ vor uns. Michael weiß von unseren nicht vorhandenen Skills und hätte sich dieser Aufgabe nicht angenommen, wenn er sich nicht sicher wäre, uns das Segeln beibringen zu können. So ich hoffe. Um es zu verdeutlichen: Letzte Nacht bin ich schweißgebadet aufgewacht, da mir partout nicht einfallen wollte, wie dieses MOB- (Mensch über Bord) Manöver noch gleich abläuft. Keinen blassen Schimmer mehr, weder unter Motor, noch unter Segel, es wollte mir einfach nicht mehr einfallen und auch jetzt ist da sehr viel Leere in den Gehirnwindungen, die dieses (und anderes) Können einst abgespeichert hatten. Pfutsch. Weg. Fliegt irgendwo da draußen rum, mit samt meiner Gedanken.
miles. away. for. nautical. miles.
Positiv denken. Wenn dann aber trotzdem alles gut klappt und die Crew was taugt, das MOB wieder sitzt, dann werden wir uns auf die Überfahrt begeben und auf dieser nicht nur massig Seemeilen, sondern auch einen Haufen Erfahrung sammeln. Das jedenfalls ist der Plan und war von Anfang an der Grund, warum ich mich auf diesem Crew-Profil damals, als ich so schlimm landmüde wurde, angemeldet hatte: Seemeilen und Segelerfahrung sammeln. Wenn wir die dann haben, kommen wir wieder und können beim nächsten Besuch am See „unsere“ No. 5, oder an welchem See, mit welchem Boot auch immer, absolut sicher aus dem Hafenbecken manövrieren. Und was hat das jetzt mit dem Sachen packen zu tun? Genau, das Meilenbuch darf mit… ab in den Sack!
Check. Erledigt.