In diesem Beitrag erzähle ich, warum eine vermeintlich harmlose Frage alles ins Wanken bringen kann, was es mit meinem inneren Rückzug auf sich hatte – und wie ich trotzdem, trotz alter Angst vorm Rechnen, meinen Weg als Skipperin weitergehe. Für mich. Für SailWithin.
Wenn mich jemand fragt…
„… was machst du (jetzt) eigentlich?“
Dann reicht oft schon dieser eine Satz –
beiläufig gestellt, vermeintlich harmlos –
und mein ganzer Körper sucht panisch nach einem Fluchtweg.
Ich lächle verlegen, spüre, wie meine Gedanken stolpern,
wie mein Blick ins Leere geht.
Ich will antworten. Ehrlich. Klar. Mutig.
Aber da ist so viel.
So viel Gewachsenes, noch Ungeordnetes.
So viel Herzblut – und gleichzeitig so viel Angst, es laut werden zu lassen.
Da war so viel Verurteilung. Von mir. Von außen.
Gesellschaftliches Unverständnis, ständiges Fragen,
und ein Druck, der alles nur schwerer machte.
Wenn jemand einfach fragt:
„Wie geht’s dir?“ oder „Was machst du jetzt?“
stellt sich in mir Panik ein. Und zwar S O F O R T.
Wo ist bloß dieses Erdloch, in das ich dann verschwinden kann?
Ich komme aus dem Dickicht.
Aus Jahren des „Verlorenseins“.
Jahren, in denen ich mich selbst kaum spürte –
geschweige denn etwas benennen konnte,
das „mein Ding“ war.
Und jetzt?
Jetzt wächst etwas.
Noch jung. Noch zart. Aber kraftvoll.
Und genau deshalb macht es mir solche Angst.
Sichtbar werden, bevor man sich ganz sicher ist –
ist eine verdammt große Sache. Was heißt schon sicher?
Wenn du lange unsichtbar warst,
fühlt sich jedes Wort über dein neues Projekt
wie ein lauter Ruf durch einen leeren Raum an.
Fast so, als müsste man sich rechtfertigen –
dafür, dass man sich verändert hat. Oder in Veränderung ist.
„Verwandlung ist nicht Lüge.“
Diesen Satz von Rilke habe ich mir vor vielen Jahren
auf eine Leinwand gebracht. In schwarz und in weiß.
Vielleicht schon damals ein stilles Versprechen an mich selbst.
Die Antwort.
Und dann – manchmal –
atme ich tief durch. Hol mich zurück in den Raum,
auf den Boden,
sortiere meine Gedanken.
Ich besinne mich auf den Grund,
warum ich all das überhaupt angefangen habe.
Und beginne zu erzählen.
Langsam. Tastend.
Vielleicht mit leuchtenden Augen.
Auf jeden Fall mit brennendem Herzen.
Plötzlich entsteht etwas:
Verbindung. Offenheit. Interesse.
Aha-Momente.
Inspiration – nicht nur bei meinem Gegenüber.
Auch bei mir.
Ich muss nicht laut sein.
Nicht perfekt.
Nur echt.
Warum ist das alles nur so kompliziert?
Und warum hält es mich manchmal noch so fest?
Heute weiß ich:
Es war nicht einfach nur ein „Burnout“.
Nicht nur ein „Nichts geht mehr“.
Es war keine Phase,
sondern ein Weg aus etwas heraus –
aus einer unsichtbaren Macht,
die mich lange festgehalten hat,
ohne dass ich wusste, wie tief sie reicht.
Trauma.
Nicht das eine große Ereignis,
sondern etwas, das sich über Nacht in mein Leben legte,
mich zudeckte, fast erdrückte und alles lahmlegte:
Mein System. Mein Denken. Mein Fühlen. Mein Sein.
Ein kleiner Trigger – und nichts ging mehr.
Das Schlimmste?
Ich hatte keine Worte dafür.
Nur Leere.
Funktionieren.
Oder auch einfach gar nichts mehr.
Es hat lange gedauert, bis ich verstand.
Jahre, bis ich in die Heilung eintauchen konnte.
Bis ich aufhörte, mich dafür zu verurteilen,
dass ich „nicht mehr konnte“.
Bis ich mehr sprach, als schwieg.
Therapie. Tränen. Rückschläge.
Immer wieder dachte ich: „Jetzt aber!“
Und dann kam das Leben mit einem Fingerzeig:
„Noch nicht. Noch tiefer. Noch ehrlicher.“
Irgendwann –
zwischen all dem –
sah ich ihn dann…
den Silberstreif am Horizont.
Ein erster klarer Gedanke:
Ich will da raus. Ich will zurück ins Leben.
Bewegung wurde meine Rettung.
Reisen, unterwegs sein –
zuerst als Flucht, dann als Weitergehen.
Und als ich begann, das auch im Blog zu teilen,
kam etwas zurück:
Feedback. Inspiration. Mitgefühl.
Worte von Menschen, die ihre eigenen Ängste
und ihren eigenen Aufbruch mit mir teilten.
Mein Blog wurde ein sicherer Hafen.
Nicht nur ich schrieb diese Geschichten, auch
Menschen schrieben mir ihre und teilten tiefe Einblicke mit mir.
Das ist und war einfach nur ergreifend!
Stillstand. Oder nicht?
Dann kam wieder diese Stille.
Und während ich schwieg,
wuchs in mir eine Idee.
Ein Ruf.
SailWithin.
Nicht als Businessplan,
sondern als eine Antwort auf etwas,
das in mir heil werden wollte.
Wie viel Angst kann ein Mensch haben?
Doch mit dieser Vision kam auch eine neue Angst:
Die Angst, nicht ernst genommen zu werden.
Die Scham, „so lange gebraucht“ zu haben.
Das Tabu, überhaupt von Trauma zu sprechen.
Und wieder: Versagensängste.
Mentale Einbrüche.
Was für ein Sturm…
Aber weißt du was?
Genau deswegen tue ich es.
Weil so viele denken, sie seien allein.
Weil so viele glauben, sie müssten still sein, stark sein,
einfach funktionieren.
Und weil ich weiß,
wie viel Mut es kostet,
auch nur einen kleinen Satz darüber zu sagen.
Weil Trauma eben nicht einfach nur der Körper ist, der stillsteht.
Weil es das ganze Leben ist, das plötzlich stillsteht.
Und auch wenn es Zeiten des Funktionierens gibt, oder gerade deshalb,
dauert es oft viel zu lange, bis man begreifen kann:
Es ist kein „Ich bin halt grad ein bisschen müde.“
Das hier ist Trauma.
Ungekannt. Ungesehen. Unausgesprochen.
Ja, und öfter auch belächelt!
Und es kommt, vielleicht plötzlich… über Nacht, oder an einem sonnigen Tag,
doch dann ist es präsent, es ist überall. Es ist laut. Es ist grell.
Ich habe Jahre gebraucht, um Worte zu finden.
Und noch länger, um Mitgefühl mit mir selbst zu entwickeln.
Rückschlag um Rückschlag.
Und irgendwann:
Ein erstes Flüstern.
Ein erstes Bild.
Ein erstes: Vielleicht doch?
Und zwischen Tränen, Trümmern und kleinen Erkenntnissen
begann etwas Neues. Es begann die Heilung.
Zart. Leise. Aber lebendig.
Und da war irgendwann ein Gedanke:
Was, wenn ich all das gar nicht verstecken muss?
Was, wenn genau das mein Weg ist?
Nicht trotz der Verletzungen –
sondern durch sie hindurch.
Und so ging ich weiter und weiter.
Verband meine Wunden, bis sie heilten. Heute bin ich hier.
Mit ein paar Narben zwar, aber auch
mit meinem Projekt.
Mit allem, was noch nicht fertig ist – aber echt.
Ich bin sichtbar.
Nicht laut.
Aber zumindest bin ich da.
Ich lebe.
Und ich erzähle,
weil ich glaube, dass das der Anfang von allem ist:
Reden. Fühlen. Teilen.
Nicht, um schwach zu wirken –
sondern um echt zu sein.
Irgendwann hatte ich dieses Gefühl, diesen Gedanken und
was ich dann gesagt habe, war:
Ich will, dass niemand mehr so ratlos dasteht wie ich.
Ich möchte, dass Menschen sich früher „Hilfe“ holen.
Sich trauen, zu fühlen, bevor sie nicht mehr können.
Ich möchte Räume schaffen,
in denen man nicht funktionieren muss –
sondern einfach da sein darf.
Mit allem.
Mit dem Chaos. Mit der Klarheit.
Mit Angst, Mut, Weinen und Lachen.
Heute mache ich genau das.
Ich entwickle Formate, in denen echte Verbindung möglich ist –
zu sich selbst, zu anderen, zum eigenen Weg.
Und nenne es: SailWithin.
Egal ob das Leben auf Grund Trauma, Ängsten, oder einfach so
mal alles wackelt, egal ob es einfach nur Entwicklung und Transformation
sein darf. Wir dürfen lernen uns wieder ganz echt zu begegnen!
Verwandlung
Und weißt du, was auch dazugehört?
Dass ich nicht jede Woche schreiben kann.
Weil noch immer Teile da sind, die heilen dürfen.
Weil manche Teile auch einfach Narben bleiben werden,
die immer wieder aufreißen können,
die ich heute aber viel liebevoller zu verbinden weiß.
Wo früher das Salz zum Einsatz kam, gibt
es heute eine „Salbe“ aus Liebe und Verständnis.
So wie letzte Woche.
Da war Stille.
Nicht, weil mir nichts eingefallen wäre.
Sondern weil ich gekämpft habe.
Mit etwas, das mich schon mein Leben lang begleitet:
Rechnen. Zahlen. Dyskalkulie. (Und was gerade zurückkommt und
für mich wie ein unüberwindbares Meer wirkt.)
Denn ich habe beschlossen, meine Skipperinnen-Ausbildung fortzusetzen –
trotz meiner Angst vorm Rechnen, trotz meiner Dyskalkulie.
Nicht, weil es leicht ist.
Sondern weil ich spüre, wie viel Freiheit darin liegt.
Und damit will ich weiter. Nicht nur im Leben,
sondern auch auf See.
Ich träume davon, euch mit an Bord zu nehmen:
„Retreats“ auf dem Wasser, mitten im echten Leben,
mit Raum für Stille, Austausch, Natur –
und mit mir als eurer Skipperin.
Ob als geschützter Erfahrungsraum für Heilung,
oder als erster mutiger Schritt ins Segelabenteuer:
SailWithin bekommt nicht nur Worte sondern auch Segel.
Und ich bin der Wind.
…und das obwohl oder gerade weil mich die Angst packt,
wenn ich wieder mit Navigation, Kursberechnung oder Formeln konfrontiert bin.
Ich muss und ich will mich ihr stellen, um nicht im Stillstand zu verharren!
Jetzt mach ich das!
Beim ersten Schein, dem SBF See hab ich das irgendwie geschafft, hier nachzulesen,
da war Glück, viel Glück dabei, aber jetzt? Jetzt heißt es pauken, denn es wäre gut,
das Handwerk richtig zu verstehen, ehe ich mich in die Prüfung zu meinem nächsten Schein setze.
Und die möchte ich jetzt endlich machen.
Weil ich bock drauf hab.
Weil ich unabhängiger werden will.
Weil ich mir selbst beweisen will, dass ich das kann.
Weil ich einen TASCHENRECHNER benutzen darf!
Und weil ich glaube, dass Führung und HEILUNG dort beginnt,
wo wir uns unseren alten Geschichten stellen.
Letzte Woche war also nicht „nichts“.
Es war ein harter Kurs, den ich eingeschlagen hab. Hart gegen den Wind,
Wellen schlugen mir ins Gesicht, mich schüttelte es von rechts nach links.
Frust, Tränen, so salzig wie der Ozean. Nicht übertrieben, nein, mein ernst…
ABER: mit einem klaren Ziel vor Augen.
Whatever it takes! Ich schaff‘ das jetzt.
Na, wenn das mal nicht SailWithin – Navigate your inner storm ist – was denn bitte dann?
Also, ich bin dann mal wieder unterwegs.
Und auch wenn ich letzte Woche echt mies „gestruggelt“ habe –
ich hab mich bewegt.
In mir.
Und vielleicht auch ein kleines Stück weiter, viel weiter hinaus aufs Meer.
Ich freue mich immer mehr aufs Ankommen.
Wo?
– Bei mir.
<3
Manchmal muss man Segel setzen um los zukommen, auch wenn man nicht genau weißt von wo der Wind wehen wird.
so true. <3
keep. on. sailing.