back. to. school. pt I

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segeln

hoffnungslose. selbstüberschätzung. bei. völliger. ahnungslosigkeit.

Ein kleiner Dämpfer war, als wir gleich zu Beginn angesprochen wurden, ob wir wirklich wüssten, was wir uns da überlegt hätten, mit den Prüfungen. Alle an einem Tag und ohne einen Hauch von Erfahrung, und ob wir denn schon vorbereitet wären. Zugegeben…n e i n, waren wir nicht, denn quasi mit Ankunft in Deutschland endete das Pauken am PC über Seemannschaft, Lichterführung, Navigation & Co. Und zugegeben, haben wir bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal überhaupt eine Navigationsaufgabe gemacht, geschweige denn, uns eingelesen. Aber wir haben ja noch 10 Tage und werden abends, nach dem Kurs, lernen. Vom Binnenteil hatten wir zu diesem Zeitpunkt nicht eine einzige Frage gelernt, nicht mal angeschaut, nicht mal den Kurs geöffnet. Das Leben kam einfach dazwischen und es musste nun alles während dieser zwei Wochen Urlaub, vielmehr während der 10 Tage Kurs, von statten gehen.

ein. guter. plan.

Nach dem ersten Tag Segeln, waren wir so platt, dass wir abends schon um 19 Uhr komatös ins Bett fielen. Ab dem dritten haben wir uns abends dann  öfter mal noch für ein, zwei (oder mehr) Stündchen in die Segelschule gesetzt und intensiv gelernt, insbesondere Navigation. Für die Binnenübungen war aber immer noch überhaupt gar keine Zeit. Na gut, wir haben ja immer noch eine Woche und es wird schon irgendwie werden. In der zweiten Woche beschlossen wir dann allerdings, die eine oder andere Praxiseinheit beim Segeln auszulassen und stattdessen zu pauken. Abends war das einfach nicht mehr sehr effektiv. Es war quasi fast unmöglich, sich das alles, nach den vollen Tagen mit Segeln und massig Reizüberflutung, in den Kopf zu prügeln. Also wurden die Prioritäten anders gesetzt. Zumal die Praxis beim Segeln schon ganz gut lief.

Zur praktischen Segelausbildung kam dann aber auch noch die Motorbootausbildung hinzu, die erste Manöverfahrt verlief auch ganz gut, bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir sehr unangenehme Fragen zu Kompass, Gegenkursen und Kreuzpeilungen gefragt wurden. Die wir allesamt nicht beantworten konnten, da wir davon noch nie gehört hatten. Zu diesem Zeitpunkt glaubte dann auch niemand auf dem Motorboot mehr daran, dass wir das wirklich schaffen würden, mit der theoretischen Prüfung. Aber zumindest an der Praxis wurde nicht zu hart gezweifelt.

Dennoch gab es eine klare, dennoch liebevolle (bestimmt liebevolle!) Ansage an diesem Tag: „Also, ihr zwei, ihr schafft die Praxis, ich habe eine Durchfallquote von 0% und ihr werdet die nicht kaputt machen! Die Theorie könnt ihr dann immer noch nachholen“. So oder so ähnlich lautete sie, die Ansage. Hat auf jeden Fall gesessen. „Na gut, wie du sagst!“ und da uns darüber hinaus auch sehr viel Mut zugesprochen wurde und man uns einfach machen ließ, entschieden wir auch noch ein bisschen an den Segelmanövern zu feilen, quasi bis hin zur Perfektion. (Ha ha.)

an. wunder. glauben.

Spätestens seit dem Mathe-Abitur vor ungefähr 80 Jahren weiß ich, dass es Wunder gibt. Denn ohne eins, hätte ich dieses niemals bestanden. Bestochen habe ich nicht, verstanden habe ich auch nicht, aber bestanden und bis heute weiß ich nicht, wie. Also m u s s t e es ein Wunder gewesen sein. Und genau mit diesem Wissen um Wunder, werde ich weiter an die Sache ran gehen.

Die Segelmanöver saßen von Mal zu Mal besser, obschon mir bewusst war, dass wir ein wirklich gutes, und eingespieltes Team darstellen und mit wem anders, das Ganze nicht so reibungslos von der Bühne gehen würde, also hoffte ich, dass wir auch entsprechend als Crew die praktische Prüfung absolvieren würden. Anders sah es mit der Theorie aus. Bis Mitte der zweiten Woche hatte ich nicht eine einzige Navigationsaufgabe (richtig) lösen können. Und da schließt sich der Kreis. Es ist kein Taschenrechner erlaubt und Schmierzettel auch nicht, kein Rechenschieber und kein Telefon…ich muss die Grundrechenarten neu lernen. Und ich weiß noch von früher, man hat nie genug Finger zum Zählen.

Also bete ich für ein weiteres Mathewunder, denn in den Navigationsaufgaben muss man rechnen und zwar multiplizieren, dividieren, plus, minus, Dreisatz….bla bla bla. Das zeichnen finde ich toll, aber dafür muss ich natürlich wissen, was! Ich übe also einfach weiter die Navigationsaufgaben, die mir jedoch ohne Taschenrechner nicht gelingen wollen und dann hisse ich die weiße Fahne. Keine Chance. Das muss jetzt so klappen. Morgen ist Prüfung.

Und…für Binnen habe ich immer noch gar nichts gelernt. Oh ha.

now. panic. & freak. out.

Tag der Prüfung. Kein zurück. Es ist der olympische Gedanke der zählt: Dabei sein ist alles. Begonnen wird mit der Theorie, wir sind die einzigen, die gleich alles machen und werden daher auch ne halbe Ewigkeit im Raum sitzen. Waren es zwei mal 60 Minuten? Ich weiß es nicht. Glaub schon. Jedenfalls beginnen wir mit der See Prüfung und ich denke mir, es wäre gut, gleich mit der Navigation zu starten, die wird am meisten Zeit brauchen, der Rest ist zum Ankreuzen.

Navigationsaufgabe aufgeschlagen. 1. Frage durchgelesen, check. 2. Frage durchgelesen, check, 3., 4.,….bis zur 9. Frage check check check – denn ich stelle fest – ich muss gar nicht rechnen. Diese Aufgabe war mir vollkommen neu (ich hatte beim Lernen ja irgendwann resigniert und mir die restlichen Bögen gar nicht mehr angeschaut) und scheinbar habe ich echt die einzige verdammte (sorry) Aufgabe, die nix mit richtig (bisschen schon, aber mini) rechnen drin hatte, bekommen. Ein Wunder! Ich konnte es nicht glauben, das musste ich innerlich erstmal verpacken. Ich hätte ausflippen können. Ok, bin ich auch, aber trotzdem begab ich mich ans Zeichnen und an das hinzurechnen oder abziehen von +2° oder -1° und…fertig. „Wie? Das wars jetzt schon?“ Kann nicht sein. Dann mache ich erstmal die anderen Aufgaben, und prüfe später noch mal alles in Ruhe, glauben kann ich es eh noch nicht. Es muss ein Fake sein – oder ein Wunder.

Gesagt getan. Alles angekreuzt, noch mal gecheckt und immer noch für gut befunden. Nach knapp weniger als 60 Minuten gebe ich den Zettel ab und darf mir sogleich den Binnenbogen mitnehmen. Öffne diesen und…hell! Ich habe keinen blassen Schimmer was die von mir wollen. Sollte ich ‚Anstandskreuzchen‘ machen? Ja, vielleicht schon! Einige Sachen, die auch in See abgefragt wurden, konnte ich schon noch beantworten, aber sonst n i x. Und ehrlich gesagt führte dieser Fragebogen dann auch dazu, dass ich arg an meiner Segelpraxis zweifelte, denn diese ganzen Fragen konnte ich nicht in der Theorie beantworten, zu denen wir in der Praxis aber durchaus schon in der Lage waren oder sein sollten. Das gab mein Kopf an diesem Tag definitiv nicht (mehr) her. Ich gebe den Zettel also wieder ab – mit vielen Kreuzchen aber ohne Hoffnung.

To be continued.

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