kava.

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kleine. beichte.

Heute nur ein kurzer Beitrag. Eher, eine kleine Beichte. Denn, gestern berichtete ich, dass ich euch noch nichts über Kava schreiben kann. Nun der Beitrag war schon fertig und zu dem Zeitpunkt stimmte es auch, aber gerade als ich mich auf Koje zurückziehen wollte, um euch den Beitrag vorzulesen, erhielt ich von Michael eine Tasse frisch zubereiteten Kava in die Hand. Dass der Kava fertig werden würde, ehe ich mit der Aufnahme beginne, damit hatte ich nicht gerechnet. Es ist schon so, dass man auch das Pulver ein bisschen länger ziehen lassen darf, dann auspressen und das vielleicht sogar mehrfach und dann kann es noch mal aufgesetzt werden.

Michael reichte mir also die Tasse und sagte: „Here Iva, let’s try!“

Oh wow. Yes, let’s try… Ich war gewillt dieses Erlebnis sofort mit euch zu teilen, während ich lese, also trank ich sogleich einen Schluck. Das war abgefahren, ich wartete noch einen Augenblick ab, doch dann erforderte es viel zu viel Improvisation, noch mehr als es das eh schon alles tut, und so war es mir doch nicht möglich.

Außerdem war ich damit beschäftigt mich festzuhalten, wegen der Wellen und dabei vorzulesen. Und dann noch zu spüren was es mit mir macht, dieses Getränk. Ihr wart also im Prinzip schon live dabei, es stimmte nur nicht mehr so ganz, dass ich nichts dazu berichten kann, denn ich konnte – ich nahm den ersten Schluck und sofort, wirklich s o f o r t wurden meine Lippen und meine Zunge taub. Das war nicht ganz so förderlich für meine Vorlesesession, aber ich denke, jetzt wo ihr wisst, was los war, könnt ihr es mir nachsehen. Gar nicht so einfach, vorzulesen, wenn alles im Mund taub ist. Insbesondere was den Speichelfluss angeht.

Ich meine, ich mache all diese Erfahrungen ja nicht nur für mich, sondern auch für euch, um sie zu teilen. Wenn sich einer von euch plötzlich mal in der Situation wiederfindet, Kava von einem Häuptling angeboten zu bekommen, dann wisst ihr schon, was euch so blüht. Und dann denkt an mich.

look.

Wie sieht das Ganze aus? Ich habe kein Foto gemacht, aber das reiche ich nach. Im Grunde sieht es aus wie Schwarztee mit Milch.

Vielmehr gibt es nicht zu berichten.

taste.

Es riecht recht neutral, ein bisschen schon so wie ein Wurzelauszug vielleicht, aber nicht penetrant. Ich probiere. Relativ wässrig. Ja, wurzelig. Eine leicht holzige Note eben. Es schmeckt undefinierbar, aber gut. Ja, durchaus gut.

effect.

Zunge taub, Lippen taub, das berichtete ich ja bereits und zwar ordentlich. Nachdem ich dann fertig war mit vorlesen und mich der Zubereitung des Abendessens widmete, schoss auf einmal eine echt heftige Entspannung ein. Wow! Zum Glück hatte ich mich für einen Auflauf entschieden, der war relativ schnell gemacht und ich konnte dann die immer intensivere Entspannung richtig schön genießen, während das Essen im Ofen von selbst fertig wurde. Schlussendlich lagen wir wieder alle verteilt im Salon, ein bisschen so wie die Fijianer, die wir vorher in ihren Häusern haben liegen sehen und waren sehr, sehr gechillt. Dazu hörten wir gute Musik und erzählten uns ein bisschen was. Draußen wehte heftiger Wind, Larabeck schaukelte dazu hin und her. Nicht im Takt, aber das kann ich ja auch nicht.

Jedenfalls, irgendwann war das Essen fertig und wir entschieden uns, trotz heftigen Böen an Oberdeck im Centercockpit zu dinieren. Ich war währenddessen so müde geworden, dass ich schon Mühe hatte, die Gabel überhaupt zum Mund  zu führen und es war nicht mal halb neun, glaube ich.

Mehr als ein kleines, kleines bisschen Sterne gucken war dann auch echt nicht mehr drin und wir entschieden uns, relativ zeitig die Nachtruhe einzuläuten. Die Wirkung war bei uns allen wohl ziemlich die Gleiche. Abgefahren. Und… gut zu wissen, an Schlaf sollte es die Nacht jedenfalls nicht mangeln.

just. chill. out.

Übrigens, Michael wagt zu bezweifeln, dass die Dorfbewohner des Kavas wegen so entspannt sind. Es ist eher nicht so üblich, dass sie das öfter trinken, da es doch eher eine zeremonielle Bedeutung hat, wahrscheinlich brauchen die Fijianer das nicht, die sind per se ein sehr, sehr entspanntes Völkchen: No hurry, no worry.

P. S. Heute in der Früh habe ich dann noch ein Stück Wurzel pur probiert und ziemlich lange darauf herum gekaut. Es schmeckt pfeffrig und vielleicht sogar ein bisschen nach Weihrauch. Das Taubheitsgefühl zieht wieder sofort ein und vermutlich hat es mich auch heute wieder sehr entspannt, obwohl es wirklich nur ein kleines Stückchen war. Alles easy und keine Angstzustände, und dass, obwohl wir –nachdem wir auch heute wieder einen Kava an einen anderen Stammesführer überreichten (wir haben den Ankerplatz gewechselt und uns wieder den Schutz des Chiefs geholt) – eine wirklich heftige Wanderung machten, zumindest für Seefahrerbeine. Ich hörte, es gäbe so viele Zecken und dass das Gras so hoch sei, dass es einem bis zur Hüfte reichen würde, ach, was sage ich, bis über beide Ohren, und es steil und unwegsam sei. Also, normal wäre ich da niemals hoch, doch auch ich habe den Berg erklommen. (Vielleicht war es nicht ganz so heftig, wie ich es versuche darzustellen, aber nur vielleicht). Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, sich dort heraufzumühen, auch wenn ich wirklich, wirklich froh war, wenige Zeit später, etwa zwei oder drei Stunden (ja, so hoch war das) wieder zurück auf der schönen, schwankenden Larabeck zu sein und sie endlich wieder segelklar machen zu dürfen.

Jetzt liegen wir wieder an einem anderen Ort vor Anker, nicht ganz allein, dafür aber mit Regenbogen-Romantik.

Von den zwei bisherigen Wanderungen erzähle ich sicher ein anderes Mal… aber hier schon mal ein kleiner Einblick des heutigen Tages:

oben.

Schöner Samstag. Wieder einen Häuptling treffen, wandern, segeln,…! Crew platt.

Klar bei Nachtruhe hier.

Habt ebenfalls einen tollen Tag, Fellows!

2 Replies to “kava.”

  1. … jedesmal eine kleine Belohnung für den Tag, liebe Iva, Deinen Blog lesen zu dürfen: ein Kapitel eines spannendes Abenteuerromanes aus der Südsee, irgendwo zwischen Daniel Defoe und Jules Verne, mit dem einzigartigen Privileg, die Hauptdarstellerin persönlich zu kennen – Danke! Andi.

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