life. to. tell.

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leine auf bootssteg

THE ARCHIVES | 23. September 2022

leinen. los.

Grenzen sind nur in unseren Köpfen. Und es ist (fast) immer die Angst, die Grenzen setzt. Was passiert, wenn also die Angst überwunden und Grenzen überschritten werden? Easy: was vollkommen Wahnsinniges.

Nach dem ich landmüde und gedankentrübe geworden bin, Suchen gegen Finden eingetauscht und ‘some tricky soulstorms’ überstanden habe, heißt es nun aber doch: “Leinen los!” Zugegeben war damit die letzten Wochen nicht ganz zu rechnen, aber was kann ich genau in diesem Moment besser tun, als mich wieder raus in die Welt zu entlassen? In diesem Sinne: Ahoi!

hallo. welt.

Kurz gesagt. Zwei der schönsten Wochen des Jahres und einen Segelschein später, sehe ich mich vor wenigen Wochen an meinem Rechner sitzen und an meinem Crew-Profile arbeiten, um in Zukunft den Ein- oder Anderen Törn miterleben, ein bisschen Segel-Erfahrung und Seemeilen sammeln zu können, als plötzlich und völlig unerwartet eine Nachricht eintrifft. Bling. Irritiert schaue ich auf die kleine 1 oben rechts im Posteingang. Starre sie minutenlang unglaubwürdig an. W e r soll mir da jetzt bitte schreiben? So eine Kacke.

why. not.

Letztenendes traue ich mich. Klicke drauf. Michael schreibt. Erster Impuls – sofort löschen. Kann nicht sein, Fake-News und überhaupt, wie stellt er sich das bitte vor? Wie sollte ich denn jetzt schon bereit sein, sein Schiffchen zu überführen, steht doch drin, dass ich keine Ahnung (nur einen Schein) hab? Während all dieser Gedanken haben sich seine gekonnt formulierten Zeilen jedoch bereits in meinen Kopf eingebrannt und manifestiert. Ständig wiederhole ich seine Frage: “Why not exploring the… and then sailing to….?”

Jaaa, why not? Eigentlich. Why not?

In der Mittagspause besprachen wir uns zu Hause, ich musste natürlich vollkommen aufgeregt sofort davon berichten, denn in meinem Profil hatte ich bereits geschrieben, dass ich nur mit meinem ’Crewmate’ segle und es war uns nach kurzer Überforderung relativ schnell klar: wir verabreden uns sogleich zu einem Videocall mit dem Anfragenden. Und prompt. Kurz darauf lernen wir Michael in Umrissen auch schon kennen, und er uns, wir verabreden uns noch einmal um auch Sharon, seine Frau online kennen zu lernen und ehe ich mich versah, sitze ich wieder am Rechner und buche diesen Flug… und zwar für uns zwei. “Two one way Tickets. Mal wieder”. Also, der Plan stand nun schon fest – irgendwie.

Zugegeben haben dann jedoch einige ‘widrige’, auch schöne und durchaus weniger schöne Umstände dazu geführt, dass ich bis heute nicht geglaubt habe, dass i c h diesen wirklich verfolgen werde und auf Reise gehe. Aber nun, nicht nur die zwei Segelwochen und einen Schein später, sondern auch ein paar stürmische Wochen, vergessene Schrunden und sonstige Wunden weiter, ist es definitiv so weit, heute haben wir entschieden: Ich bin nun auch am Start und in wenigen Tagen – in f***ing wirklich wenigen Tagen geht es also wieder auf Reise. Wir werden Teil einer kleinen Segelcrew (also, wir sind quasi die Crew, nebst Michael) und werden seine wunderschöne Passport 47 von A nach B überführen, und zwar segelnd (hoffentlich).

top. job.

Es sei dazu gesagt, mit Michaels Anfrage damals, habe ich einen Job an Bord übernommen, weswegen es doppelt unfair gewesen wäre, nicht zu gehen. Ersatz findet man sicher, aber so schnell? Und da es dabei nicht ums Deck schrubben (oder nicht nur) und auch nicht “nur” um die Überführung von A nach B, sondern vielmehr um die Pantry (Küche) und das Bekochen der Crew geht, trage ich schon eine gewisse Verantwortung – diese leichtfertig hinzuschmeissen, hätte ich nachhaltig ätzend gefunden, jetzt, wo ich mich grade recht erfolgreich “ins Leben” zurückkämpfe und auf die Aufgabe freue ich mich sehr.

Ab an den Herd!

So, da ich jetzt aber gar nicht viel mehr im Voraus berichten möchte, gibt es die ganze Story in Raten hier und hier. Denn, das Leben spielt schon mal ganz schön verrückt, und egal, wie verrückt es auch sein mag, es lohnt sich, seinem Kompass zu folgen und sich auf den Weg in Richtung Ziel zu machen.

aber. echt.

Und der Weg begann schon mit der Segelausbildung und -prüfung und ich hoffe inständig, nach diesem Törn, können wir das alles etwas besser und entspannter, als am Prüfungstag. Aber mehr dazu dann in den Stories, denn schon da begann die Reise quasi.

Ja, weil das Leben eine Reise ist, und kein Wartesaal, geht es aller Umstände zu Trotz nun also wieder los und ich halte mich an Konstantin Wecker mit seinen Worten: “Komm wir gehen mit der Flut und verwandeln mit den Wellen unsere Angst in neuen Mut.”


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