sail. training. (back. to. school. pt III)

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keep. on. learning.

Endlich der richtige Wind um weiter zu segeln. Nach dem gemütlichen Kaiserschmarrn Frühstück entscheiden wir Larabeck wieder seeklar zu machen. Wir wollen los und das merkt man. Es ist Aufbruchstimmung und auch wenn es immer nur kurze Etappen sind, die Aufbruchstimmung ist jedes Mal die gleiche.

And again. Alles festmachen, verräumen, Luken dicht. Segel entpacken, Fall klar machen, eben genau so, wie ich es schon ein bisschen in bordleben. beschrieben habe.

Motor an, Anker hoch, los.

Insgesamt liegt eine Strecke von knapp 30 Seemeilen gen Norden vor uns, der Wind ist gut, den Motor können wir schon bald abstellen. And here we go.

segeln. lernen.

5 Bft, frischer Wind, mäßig bewegte See, lange Wellen und viele Schaumköpfe sichtbar. Wir setzen das Großsegel, gerefft (kleinere Segelfläche), das Focksegel dazu. Die Genua lassen wir heute eingerollt. Sobald wir gut auf Kurs sind, stellen wir den Autopilot ein und Larabeck gleitet wie von selbst und fast wie auf Schienen durchs Wasser. Da wir am Wind segeln, haben wir eine ordentliche Krängung. Ab und an eine Salzwasserdusche die uns ereilt und viel Freude darüber, dass wir wieder segeln.

Die Überführung nach Neuseeland rückt näher und wir entscheiden uns für wirklich harten Lerninhalt an diesem Tag. Ein Mensch über Bord Manöver (kurz MOB). Und zwar unter fast realen Bedingungen, also es ist fast alles real bis auf dass der Mensch eine Boje ist. Wir besprechen den Ablauf, jeder geht noch einmal in sich. Die Boje wird Michael darstellen, somit wird er sich das Ganze nur stillschweigend anschauen und ansonsten so tun, als wäre er im Wasser und vor allem wird er die Boje irgendwann ganz plötzlich und ohne Ansage schmeißen.

Wir sind aufgeregt. Für den Fall eines MOB haben wir drei uns gut besprochen, wer welche Aufgabe in welcher Konstellation übernimmt. Gut zu wissen, wenn wir wissen, wie wir unsern Captain wieder an Bord bekommen (oder uns).

Jasmin wird das Ruder übernehmen, ich mit Adleraugen die Boje im Blick behalten (immer, immer, immer – bloß nicht ablenken lassen!). Wir haben besprochen, dass wir die Segel stehen lassen, den Motor anwerfen und motorend auf Rettungsmission gehen.

jetzt.

Die Boje ist geflogen. Wir sind auf uns allein gestellt.

Ok….MENSCH ÜBER BORD – rufen, so laut es geht, und auf welcher Seite, Backbord oder Steuerbord und zwar so laut, dass man es auf der anderen Seite der Welt hören könnte, und dann heißt es jeder tut, was er zu tun hat und der der guckt, der guckt.

Für mich heißt es also gucken. Beobachten. Außerdem werde ich ein, zwei Fender hinterher werfen, oder die Boje, wenn es wirklich ein Mensch wäre, um „eine Spur“ zu legen. Für Jasmin heißt es Schot öffnen, Niedergang runter, Motor an, wieder hoch ans Steuerrad und drehen.

Wir hatten uns für den kurzen Weg entschieden, allerdings hieß das, wir haben das Heck durch den Wind drehen lassen, dies endete leider in einer Patenthalse (heißt: ungewollt), der Baum schlug einmal von links nach rechts und tadaaaaa….später wieder von rechts nach links zurück und zwar ordentlich. Hölle, sag ich euch! Aber gut, so hatten wir das Manöver besprochen und wir waren auf der Hut, vor dem fliegenden Baum, aber mit der Gewalt hatten wir, um Himmels Willen, irgendwie beide nicht gerechnet.

Um zur Boje zu gelangen habe ich die Richtung angegeben, Jasmin schaut dabei auf meinen ausgestreckten Arm und steuert entsprechend, ich sehe zu, dass ich den Bootshaken klar mache und mich entsprechend zur Aufnahme positioniere. Ich glaube gesprochen habe ich (mal wieder) nicht so viel. Aber das Nötigste und das Wichtigste schon. Was will man also mehr.

Um an die Boje zu gelangen, laufe ich -noch immer sehr eingeschüchtert und zusammengekauert (des Baumschlags wegen)- von Achtern über Backbord nach vorn und sehe aufgeregt der näherkommenden Boje entgegen. Ich pumpe, da ich solche Angst habe, sie nicht zu erwischen. U n d  es handelt sich n u r um eine Boje. Captain Boje zwar, aber Boje.

Im Ernstfall müssten wir dann mit ganz anderen Mitteln arbeiten, denn gehen wir davon aus, dass die Person bewusstlos ist (z. B. eines Baumschlags wegen), machen wir mit dem Bootshaken nicht so viel, aber das wird separat trainiert. Jedenfalls verliere ich dabei erstmal Cap und Brille (zum Glück nur das und nicht die Nerven), die Boje kommt näher, wir sind richtig gut auf Kurs, aber die Aufregung steigt, kann mich dann grad noch an der Reling halten, und… fische sie mit dem Haken sehr gekonnt und zielstrebig aus dem Wasser. Am liebsten wäre ich auf der Stelle in Ohnmacht gekippt. Wir haben es echt geschafft!

gerettet.

Unser beider (eher unser aller drei) Adrenalinspiegel ist definitiv durch die Decke geschossen. Mein Herz schlägt mir aus der Brust! Wir haben es geschafft und in weniger als 5 Minuten war das Dingen durch, die Boje an Bord. Es kann weitergehen. Direkt wieder auf Kurs, Autopilot an, Motor aus – durchatmen.

Atmen.

Atmen.

Atmen. Alle.

Die Boje lebt.

Lagebesprechung.

Das war super! Warum? Na, weil wir in wirklich kurzer Zeit die Boje wieder an Bord hatten. Aber: Was können wir besser machen?

Zum einen sehen wir zu, dass wir die Segel runterholen, oder aber, wir lösen die Schot nicht. Oder aber wir machen bitte, bitte eine Wende, keine Halse! Mal schauen, wir werden noch weitere MOBs mit Larabeck fahren und verschiedene Möglichkeiten ausprobieren, allerdings dann so, dass das Material und der Captain etwas mehr geschont werden. Aber ganz ehrlich – wenn danach der Mensch gerettet ist, wäre selbst das einfach egal. Material ist Material, und da kann auch was bei drauf gehen, solange das Leben dafür gerettet ist. Das ist auch das, was uns Michael bei allem immer und immer wieder mit auf den Weg gibt. Nicht versuchen irgendwas aufzuhalten mit den Händen oder Füssen, einfach laufen lassen. Rücken schonend arbeiten an den Winschen und gut auf seinen Körper achten.

Und somit kann ich euch wieder eine neue Life. Lesson mitgeben. Für alle die, die jetzt auch Bock bekommen segeln zu lernen oder segeln zu gehen. Hier lernt ihr das aller, aller wichtigste:

Never (never, never, never) leave the boat until the boat leaves you.

Und was wäre ich für ein Klugscheißer, wenn ich den hier nicht noch hinterher schieben würde: Weil nicht n i c h t geht, merkt euch bitte: BLEIBT IMMER AUF DEM BOOT. IMMER. IMMER. IMMER. Zumindest solange es oben schwimmt!

Bist du erstmal im Wasser und das Schiff segelt davon, ist die Situation richtig bescheiden. Nachts noch bescheidener und wenn das Wasser kalt ist, noch bescheidener! So oder so ist die Situation für alle Mist, denn die Zeit, die man den Kopf des Menschen im großen Wellenbad da draußen sieht, ist sehr, sehr kurz und deshalb macht einer auch nichts anderes außer beobachten. NICHTS anderes.

So sieht unser Manöver in der Kartenaufzeichnung aus:

fakten.

Manöver: MOB

Windstärke: 5 Bft

Kurs: Am Wind

Geschwindigkeit: 20kn

Zu rettender: 1

Rettende Crew: 2

Gegebenheiten: Seit der Ausbildung zum Segelschein das erste MOB Manöver überhaupt für die Crew. Vorher nur mit einer Dyas auf dem See, jetzt mit einer Passport 47 auf See. Segel gesetzt, Motor aus, Zuschaltung erwünscht.

Gerettet: ja

Zeit: <5 Minuten

Verletzte: 1*

harte. fakten.

*den Captain hat‘s erwischt. Während der Baum das erste Mal rüber schlug streifte die Schot seinen Finger, die Leine tat dies in einem solchen Affenzahn, dass der Zeigefinger dabei ein Stück Haut lassen musste. Eine wirklich schöne Abschürfung – sieht kernig aus. Aber auch schmerzhaft.

Michael nimmt es gelassen. Er ist sehr zufrieden mit seiner Crew, er freut sich, dass wir Captain Boje haben allein retten können und natürlich auch, dass Larabeck keinen Schaden genommen hat. Und wir freuen uns alle gemeinsam, dass nur Haut weg ist, und nicht sein ganzer Finger.

Segel voraus. Schiff hinterher.

3 Replies to “sail. training. (back. to. school. pt III)”

    1. Atmen.
      keep on breating, dear.

      …aber, wenn es mir mit meinen Zeilen gelingt, so raube ich ihn dir natürlich auch gerne ab und an.

      Danke und hab einen fulminanten Tag, Selene.

      xxo.

  1. …. scheint nicht langweilig zu sein 🙂 spannend spannend spannend, ach wie scheint mir mein Leben momentan ruhig……
    lach und ganz doll gedrückt von mir!!!!
    Die Geli aus den Bergen 🙂

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